Auf den Spuren der Schmuggler

WDR 2021, 45 Min.

Autor:  Lothar Schröder, Kamera: Dierk Fechner, Redaktion: Monika Pohl, Thomas Kamp

 

Schmuggler gegen Zöllner – sie standen sich in den Nachkriegsjahren an der „Aachener Kaffeefront“ gegenüber. Da der Kaffee durch eine Luxussteuer dreimal so teuer war wie in Belgien oder den Niederlanden, war der Schmuggel für viele Grenzdörfer in der Eifel eine lukrative Einnahmequelle.

In stundenlangen Fußmärschen schleppten sie Kaffeesäcke durch Wälder und Wiesen, immer auf der Hut vor dem Zoll. Zwei Nächte Schmuggeln entsprachen einem Monatslohn normaler Arbeit – das lohnte sich.

 

In Nideggen-Schmidt forderte der Pfarrer eine Beteiligung, um seine im Krieg zerstörte Kirche wieder aufzubauen. Dafür wollte er die Schmuggler in sein Gebet aufnehmen. 250.000 Mark Spenden kamen zusammen und die St.Hubertus-Kirche führt bis heute den Zweitnahmen St.Mokka.

Was für viele Kinder und Jugendliche ein Abenteuer war, wurde schnell bitterer Ernst, denn die Zöllner schossen scharf. 31 Tote und über 100 Verletzte waren es nach sieben Jahren.

1951 kamen praktisch alle jungen Leute des Grenzortes Mützenich in Untersuchungshaft. Als erste Konsequenz stieg der Fußballverein ab, da sie keine Mannschaft mehr aufstellen konnten und zweitens war der manchmal nachbarschaftliche Charme des Schmuggelns endgültig vorbei.

 

Professionelle Banden begnügten sich nicht mehr mit dem Tragen von Säcken, sondern bepackten gepanzerte Lieferwagen, an denen die Schüsse der Zöllner abprallten. Es kam zum erbitterten Kampf, in dem die Zöllner sogar um Handgranaten baten, die sie aber nicht bekommen sollten.

Stattdessen senkte die Bunderegierung die Luxus-Kaffeesteuer von 10 Mark/Kilo auf 4 Mark/Kilo. Schlagartig lohnte sich das Schmuggeln in großem Stil nicht mehr und die Eifeler mussten sich nach sieben lukrativen Jahren eine ehrliche Arbeit suchen.

1000 Tonnen Kaffee waren unverzollt und unversteuert über die Grenze gekommen. Klingt viel, aber zehn Jahre später brauchte es dafür nur eine Nacht: die Eltener Butternacht.

 

Am 1. August bekam die Bundesrepublik von den Niederländern eine Handvoll Grenzdörfer zurück, die 1949 annektiert worden waren. In den Tagen zuvor hatten Hunderte LKWs Waren in den kleinen Ort gebracht, der über Nacht deutsch wurde. Und damit auch alle Waren, die somit nicht verzollt werden mussten. 1963 kamen die Deutschen nicht heim ins Reich, sondern reich ins Heim.

Alleine ein Konzern orderte aus Elten 1000 Tonnen Butter, 1000 Tonnen Getreide und 1000 Tonnen Konserven. 200 Tonnen Kaffee waren auch noch dabei.

Der größte Schmuggel, den es in der Geschichte der Bunderepublik gegeben hat.

 

Heute bietet die Eifeltouristik Touren auf Schmugglerpfaden an. Der leichte Wanderrucksack ersetzt den schweren Kaffeesack und eine Verhaftung muss niemand mehr befürchten.

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