305 Km Rhein-Geschichten – Von Golden Gate und großen Geschäften

Sendetermin: 26. Februar 2021 – 20:15 Uhr
45 Minuten

Autor: Lothar Schröder, Kamera: Dierk Fechner, Redaktion: Christiane Hinz, Thomas Kamp

 

Teil 2: Von Golden Gate und großen Geschäften

Der Rhein ist immer für Geschichten gut. Weil er verbindet und trennt, weil er gibt und nimmt. Ein Sehnsuchtsort, aber auch eine bedrohliche Gefahr. Diese Mischung ist es, die Geschichten nur so sprudeln lässt. Durch alle Zeiten.

Der zweite Teil startet in Düsseldorf, Rheinkilometer 744. Hier zeigt sich wie sonst nirgendwo, dass das Leben am Rhein beidseitig zum Lifestyle geworden ist. Ein durchdestylter Medienhafen, ein Erlebnisboulevard und gegenüber die teuersten Wohnlagen der Stadt. In Düsseldorf wurden seit jeher die großen Geschäfte gemacht, sie gilt als Handelszentrum des Ruhrgebiets und Schreibtisch der Industrie. Daher mussten die Hafenanlagen immer weiter schicken Bürobauten weichen. Wie sonst nirgendwo ist der Umbau zum Medienhafen ein architektonischer Wettkampf geworden.

Der Trend zum schönen Leben am Rhein hat nach Köln und Düsseldorf auch Duisburg aus der Schmuddelecke geholt. Aus dem historischen Innenhafen ist längst eine gehobene Gourmetmeile geworden. Umgeben von futuristischen Bürogebäuden.
Nach wie vor liegt bei Rheinkilometer 780 der größte Binnenhafen Europas: 40 Kilometer Ufer, 22 Hafenbecken, 45.000 Arbeitsplätze. Ach wie vor ist der Hafen ein gigantischer Umschlagplatz für Waren aller Art. Transportiert auf Rheinwasser.

Dass die Stadt mit 650 Brücken mehr als Venedig hat, zeigt wie sehr die Stadt immer noch mit dem Wasser lebt.
Das Wasser fasziniert die Menschen am Rhein und schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Das gilt für Binnenschiffer wie für Hausbootbewohner oder Angler. Ob in Bonn, Köln, Düsseldorf oder Emmerich.

Die Dokumentation verweilt aber nicht in den großen Städten, zieht weiter mit der Strömung. Beeindruckende Aufnahmen einer scheinbar unberührten Natur in den Naturschutzgebieten rund um die Bislicher Insel, bei Rheinkilometer 821, zeigen ein ganz anderes Gesicht des mächtigen Stroms. Luftaufnahmen malen die Gestalt des Rheins in seiner Größe und seinen Rundungen, aber bei den Menschen ist die Kamera ganz nah dran.
Und es ist auch der Lebensraum von Tieren. Wurden sie in den 60er und 70er Jahren durch die ungefilterten Industrieabwässer zu Opfern des Fortschritts, sorgen heute erfolgreiche Programme für ein Comeback von Lachs und Aal im Rhein sowie zahlreichen Vogelarten an den Ufern.
Dass der Rhein im Lande inzwischen für Lebensqualität steht, zeigt die Dokumentation auch auf dem größten Campingplatz Deutschlands, der Gravinsel: 2000 Dauercamper können sich nicht täuschen.

Die Umwelt hat den Fluss verändert. Durch Abwässer und Klimawandel ist er wärmer geworden. Die Doku zeigt historische Bilder von Spaziergängern und Schlittschuhläufern auf dem 1962 letztmals zugefrorenen Rhein bei Emmerich, Rheinkilometer 851, vor knapp 60 Jahren. Es ist das Jahr, in dem genau dort der Grundstein für die längste Hängebrücke Deutschlands gelegt wurde: die Rheinbrücke Emmerich, auch die Golden Gate des Niederrheins genannt. Sie ist der Torbogen zum Nachbarn, denn wenig später, bei Rheinkilometer 860, endet die filmische Reise voller Mythen und Geschichten über den größten Fluss unseres Landes. Es ist die deutsch-niederländische Grenze und der Rhein – der in den Niederlanden Waal heißt – wird sich in der Nordsee dem Meer hingeben.

Post has no taxonomies