305 Km Rhein-Geschichten – Von Loreley und Luxusbauten

Sendetermin: 19. Februar 2021 – 20:15 Uhr
45 Minuten

Autor: Lothar Schröder, Kamera: Dierk Fechner, Redaktion: Christiane Hinz, Thomas Kamp


Teil 1: Von Loreley und Luxusbauten

Der Rhein ist immer für Geschichten gut. Weil er verbindet und trennt, weil er gibt und nimmt. Ein Sehnsuchtsort, aber auch eine bedrohliche Gefahr. Diese Mischung ist es, die Geschichten nur so sprudeln lässt. Sagen und Mythen begleiten den Strom durch alle Zeiten.
Der Rhein hat eine Länge von 1233 Kilometern. Er fließt durch sechs europäische Länder und ein Viertel davon durch Nordrhein-Westfalen und sein Umfeld.

Die Fahrt beginnt beim legendären Rheinkilometer 555, an der Loreley. Tapfere Bootsführer sollen hier einst wegen des betörenden Gesangs einer blondgelockten Nixe ihr Leben verloren haben. Tatsächlich kam es an den Felsen der Rheinenge besonders oft zu Unfällen.
Die Felsen sind heute gesprengt und die Musik auf dem Loreleyfelsen kommt inzwischen aus den Verstärkern von Hardrockbands. 90 Kilometer weiter, am Rheinkilometer 645, erinnert der Drachenfels an die Siegfriedsage, deren Held im Siebengebirge einen Drachen besiegte. Vom Ungeheuer blieb immerhin der Name: Drachenfels.
Als Mallorca noch nicht mal ein Geheimtipp war, machte man die Drachenfelsstraße schon zum Ballermann am Rhein.

Ganz das Gegenteil auf Augenhöhe zur Ruine: Das Hotel Petersberg, DER Luxusbau des Siebengebirges mit bewegter Geschichte. Hier residierte 1938 der britische Premierminister Chamberlain, um Adolf Hitler zu treffen, der einmal über den Rhein, gegenüber im Rheinhotel Dreesen seit Jahren seinen Stammplatz hatte. Es war der letzte Versuch den 2. Weltkrieg zu verhindern. Das Rheinhotel wurde später zur ersten Adresse der Bonner Spitzenpolitiker, der Petersberg die Unterkunft ihrer internationalen Gäste.

Ebenfalls auf einem Hügel mit Blickkontakt zu Drachenfelsen, in Rhöndorf, „op de schäl sick“, wohnte einer der berühmtesten Männer Deutschlands. Er fuhr täglich Boot, prostete mit dem Winzer, hatte Riesenstress mit dem Bäcker und machte Bonn zur Bundeshauptstadt. Keine schlechte Bilanz für Konrad Adenauer. Rheinkilometer 655 stand lange für die Bundeshauptstadt. Die Politik zog es an die Spree – der Rhein bleibt hier.

Doch vieles ist im Fluss. Rheinkilometer 688: Wo früher schmuddelige Hafenbauten standen, präsentieren sich jetzt Luxuswohnviertel. Die Kölner Kranhäuser sind Landmarken der neuen Ufergestaltung. Mit durchschnittlich 5.000 Euro pro Quadratmeter ist das Wohnen am Rhein nicht nur schick, sondern recht teuer.
Aber die Rheinlage hat auch ihre Tücken. Mehr als einmal ist die Kölner Altstadt von einem gewaltigen Hochwasser geflutet worden. Jedes Mal wurden die Mauern höher gebaut. Am Fluss leben heißt, mit dem Fluss zu leben.

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