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  • Als das Wetter verrücktspielte.

    Als das Wetter verrücktspielte.

    Autor: Lothar Schröder, Kamera: Dierk Fechner, Florian Brückner, Redaktion: Adrian Lehnigk

    Es wird in Zukunft immer mehr extreme Unwetter geben. Dessen ist sich der ARD-Meteorologe Sven Plöger sicher. Häufigere Starkregen, die die Städte überfluten und Keller volllaufen lassen. Heftigere Orkane, die Dächer abdecken und Bäume entwurzeln. Heiße und trockene Dürresommer, die der Landwirtschaft zu schaffen machen.

    Allein im Jahr 2018 war alles dabei – Orkan Friederike, Rheinhochwasser von Königswinter bis Emmerich, Regen-Überschwemmungen in Wuppertal, zerstörerischer Tornado in Viersen und sommerliche Dürre im ganzen Land. So konzentriert in einem Jahr hat es das noch nicht gegeben, obwohl NRW oft schon stärkere Unwetter mit schlimmeren Folgen erlebt hat.

    Mit Analysen und Bewertungen von Sven Plöger blickt „Als das Wetter verrücktspielte“ auf die heftigsten Unwetter der letzten 25 Jahre zurück.

    Der Wintersturm Kyrill, der am 18. Januar 2007 mit über 200 km/h über das Land raste und dabei allein in NRW nicht weniger als 25 Millionen Bäume entwurzelte, die meisten davon im Sauerland und Siegerland. Kyrill veränderte Landschaften, kostete vielen Menschen die Existenz und manche sogar das Leben.

    Das Erdbeben, mit dem Epizentrum in der Region Aachen, hatte niemand erwartet. Das letzte folgenreiche Erdbeben in NRW war schließlich 236 Jahre her. Aber als am 13. April 1992 die Erde wackelte, wurden nicht nur viele Häuser in Heinsberg zerstört, sondern auch Teile des Kölner Doms, als Kreuzblumen zu Boden stürzten.

    Zwei Jahre später flogen an einem heißen Sommertag faustgroße Hagelkörner auf die Stadt herab. Sie durchlöcherten Gewächshäuser, Fenster, Glasdächer und zerbeulten tausende von Autos. In einem 18 Meter hohen Fenster des Kölner Doms zählte man 40 Löcher.

    In Münster waren es zwanzig Jahre später „nur“ Regentropfen, dafür eine unglaubliche Menge. Teilweise fielen 290 Liter auf den Quadratmeter und überfluteten in kurzer Zeit das gesamte Stadtgebiet. Das hatte es noch nie gegeben. Von drei Uhr nachmittags bis Mitternacht goss es wie aus Kübeln, 40 Millionen Kubikmeter Regenwasser. Zwei Menschen ertranken im Keller bzw. im Auto.

    Der Jahrhundertsommer 2003 war genau das Gegenteil und das erste Wetter-Ereignis, das Wissenschaftler in direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel setzten. Mit 70.000 Toten war es eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte Europas. Von Mai bis September blieb es heißer und trockener als jemals zuvor.

    Die Dauer und Intensität der Temperaturrekorde, machte das Hoch „Michaela“ zu einem meteorologischen Phänomen.

    Auch das Jahresende hat mit dem ersten Schnee oft heftige Unwetter zu bieten. Als sich am 25. November 2005 eine Milliarde Tonnen klebriger Neuschnee über das Münsterland und auch auf die Stromleitungen legten, brach das Chaos aus. Unter der Last des Schnees brachen 82 Masten zusammen, was bei 250.000 Menschen zu Stromausfällen führte. Ochtrup im nördlichen Münsterland, bibberte fast eine Woche ohne Heizung und Strom.

    In dieser Krise wurde den Menschen wie selten zuvor die Abhängigkeit vom Strom deutlich und sie mussten die Grenzen des Fortschritts erkennen.

    Es gibt Anlässe, da kann man kein Unwetter gebrauchen. Die Weihnachtszeit 1993 wurde den Rheinanliegern durch das heftigste Hochwasser seit 1926 vermasselt. Schon zwei Tage vor Heilig Abend standen Häuser in der Kölner Altstadt bis zur Decke unter Wasser. In Bonn war der Ortsteil Beuel sogar 400 Meter landeinwärts geflutet. Die zehn Meter hohen Schutzwände konnten den Strom nicht aufhalten, der Pegel stieg auf 10,70m. Viele Menschen mussten die festlichen Tage bei Kerzenlicht ohne Heizung und Strom verbringen, lernten in der Krise aber manche fast vergessene Werte des Miteinanders wieder zu schätzen.

     

  • Eingeschneit! Das Schneechaos im Münsterland

    Eingeschneit! Das Schneechaos im Münsterland

    WDR 2015, 45 Min.

    Autoren: Costanze Klaue, Lothar Schröder, Kamera: Florian Brückner, Dierk Fechner, Redaktion: Lena Brochhagen

    Mächtige Strommasten, die wie Streichhölzer umgeknickt sind – diese Bilder vom Schneechaos 2005 haben sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Es war die größte Energiekrise in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihr Zentrum: das Münsterland.

    Die einen sprechen von der „schlimmsten Schneekatastrophe der Nachkriegszeit“, die anderen vom „größten Blackout der Bundesgeschichte“. Das Schneechaos im Münsterland 2005 war vor allem eines – eine Naturkatastrophe, bei dem durch extremen Schneefall 250.000 Menschen vom Stromnetz und damit von der Außenwelt und modernem Komfort abgeschnitten wurden. Zehn Jahre nach dem Schneechaos, das zur Ausrufung des Notstands führte, erzählt die Dokumentation von den Auswirkungen auf Mensch, Tier, Natur und Technik.

    Eine Milliarde Tonne Neuschnee

    Ein gewaltiger Schneesturm sorgte am 25. November 2005 für die unglaubliche Masse von einer Milliarde Tonnen Neuschnee. Auf den glatten Straßen kam es zu kilometerlangen Staus. Züge blieben mitten auf der Strecke stehen, Flughäfen wurden gesperrt. Nichts ging mehr.

    Bis zu sechs Tage ohne Strom

    Der besonders nasse und schwere Schnee legte sich wie ein Panzer um die Stromleitungen. Seile rissen, Strommasten knickten zusammen, zerrten in einem Dominoeffekt ganze Trassen mit sich. Die erste Bilanz der Krisenstäbe: 82 Strommaste waren umgeknickt, 250.000 Menschen im Münsterland ohne Strom. Im Zentrum der Krise stand der 19.000-Einwohner-Ort Ochtrup. Sechs Tage waren die Menschen hier ohne Strom.

    Not vor allem bei den Landwirten

    Kaum jemand traf es so hart wie die zahlreichen Landwirte im Münsterland. Ihre Kühe brüllten vor Schmerzen, da die Melkmaschinen ohne Strom nicht funktionierten. Kälber drohten mangels warmer Milch zu verhungern, Ferkel erfroren ohne Wärmelampen. Dennoch haben die Münsterländer das Schneechaos auch in guter Erinnerung: Es war die Zeit der Hilfsbereitschaft. Die Menschen rückten zusammen und kümmerten sich um ältere oder hilfsbedürftige Nachbarn.

    Umgeknickte Stromleitungen – heute undenkbar?

    Noch ein Jahr beschäftigte die Gerichte die Frage, wer für den Schaden von 100 Millionen Euro aufkommen soll. Klagen gegen den Stromversorger RWE, die Stahlmaste seien teilweise alt und spröde gewesen, kamen nicht gegen den Einwand der höheren Gewalt einer Naturkatastrophe an. Denn eine Belastung wie 2005 im Münsterland würden auch heutige Stromleitungen nicht aushalten.

  • Die Flutkatastrophe 2021

    Die Flutkatastrophe 2021

    Autor: Lothar Schröder, Kamera: Dierk Fechner, Redaktion: Adrian Lehnigk, Ann-Christin Gertzen, Thomas Niemietz(SWR)

    Es war das schlimmste Unwetter seit Jahrzehnten. Und es wurde unterschätzt. Starkregenmengen bis zu 200 Liter auf den Quadratmeter waren vom Wetterdienst angesagt, doch weil sie sich niemand vorstellen konnte, wurden sie zur Katastrophe.

    Kleine Flüsse in NRW und im Ahrtal, die gewöhnlich einen Wasserstand von 30-80 Zentimeter haben, schwollen auf eine Höhe von bis zu neun Meter und wurden zu reißenden Strömen, die nicht nur Autos, Bäume und Brücken mit sich rissen, sondern ganze Häuser.

    Es begann in der Nacht zum 14. Juli. Ein Regenband über das Sauerland, über Hagen bis in den Düsseldorfer Raum brachte unaufhörlich starken Regen über die Regionen. Der Sommer war ohnehin verregnet, die gesättigten Böden konnten kein Wasser mehr aufnehmn, alles ging in die Flüsse und die traten bald über die Ufer. Die Katastrophe nahm ihren Lauf.

    Nach Tagesbeginn weitete sich das Tief aus; in Köln, im Aachener Raum, in der Eifel. Euskirchen, Bad Münstereifel, Stolberg, Rheinbach wurden am 14. Juli von Wassermassen verwüstet. Erft, Vicht, Volme, Lenne & Co – Flüsse, die bislang kaum jemand kannte, erlangten traurige Berühmtheit.

    Den umliegenden Regionen hätte es eine Warnung sein müssen, aber auch hinter der Grenze nach Rheinland-Pfalz wurden die Hinweise nicht rechtzeitig weitergegeben. In den Abendstunden erreichte die Welle das Ahrtal, ein Dorf nach dem anderen wurde geflutet, von Schuld bis nach Bad Neuenahr.

    Die Menschen flüchteten auf die Dächer ihrer Häuser, wo sie oft die ganze Nacht aushalten mussten, bevor Rettung per Hubschrauber kam – sofern das Haus noch stand. Über 180 Menschen verloren durch das Unwetter ihr Leben, wurden von der Strömung mitgerissen oder im Keller bzw. Tiefgaragen von dem blitzartigen Anstieg des Wassers überrascht.

    Tausende Menschen hatten ihr komplettes Hab und Gut verloren, doch was nun folgte, gab ihnen die Hoffnung zurück. Menschenmengen aus ganz Deutschland strömten in die Flutgebiete, um ungefragt und unentgeltlich beim Aufräumen zu helfen, Schlamm aus den Häusern zu schippen, Müll zu schleppen und die Betroffenen mit einem offenen Ohr zu trösten.

    Gerade junge Leute trafen sich auf Zeltplätzen in Helfercamps und verbrachten ihren Jahresurlaub in Schlamm, Fäkalien und Staub. Auf der Sinn-Suche im Leben, hatten sie einen Anker gefunden.

    Heerscharen von Landwirten kamen mit ihren Schleppern, um die Straßen frei zu räumen und ließen die heimische Ernte von Helfern erledigen.

    Auf der anderen Seite sorgte eine zweite Flut, eine Spendenflut, für volle Kassen, um Menschen, die nichts mehr hatten, zu helfen.

    Viele Dörfer gleichen Ghostowns, ausgehölte Fassaden, die über den Winter trocknen müssen. Nicht alle können in ihre Häuser zurückkehren. Flutgebiete sollen dem Wasser zukünftig Platz bieten sich auszubreiten, ohne Schaden anzurichten. Jeder weiß inzwischen, dass es solche Unwetter durch den Klimawandel künftig häufiger geben wird.

    Die Dokumentation zeigt einerseits eine Chronik der Ereignisse, andererseits aber auch das Leid einzelner Betroffener und schließlich den einzigartigen Spirit der Hilfsbereitschaft, der den Menschen – nach der Zeit der Corona-Isolation – den Glauben an ein Miteinander zurückgegeben hat.

  • Der große NRW-Jahresrückblick 2021

    Der große NRW-Jahresrückblick 2021

    Autor: Lothar Schröder, Kamera: Dierk Fechner, Redaktion: Monika Pohl, Ann-Christin Gertzen

    2021 – was für ein Jahr in NRW! Es begann still – ohne Böller, buntes Feuerwerk und rauschende Partys – aber auch mit der Hoffnung auf eine Impfung gegen Corona. Nach und nach öffneten die Impfzentren im Land – zumindest für alle, die es durch die chaotische Terminvergabe geschafft hatten

    Corona prägte auch dieses Jahr – vermieste die Rodelpartie, als es endlich schneite und sich alle nach draußen sehnten: Die Skigebiete machten dicht. Vermieste die Freiluftsaison im Sommer durch Verweil- und Partyverbote. Und dann kam alles noch viel schlimmer:  Die Jahrhundertflut verwüstete Städte und Dörfer – eine unvorstellbare Katastrophe. Doch in der dunkelsten Stunde machten sich Tausende auf, um zu helfen und den Opfern beizustehen.

    Corona und die Flut – sie haben das zu Ende gehende Jahr geprägt, aber in seinem Rückblick auf 2021 lässt Filmemacher Lothar Schröder auch andere Ereignisse Revue passieren. So erfüllte sich für Manchen ein Lebenstraum. Die junge Reiterin Julia Krajewski  aus Warendorf holte olympisches Gold und Benjamin List aus Mülheim/Ruhr gewann den Chemienobelpreis. Andere Hoffnungen zerplatzten: Armin Laschet wurde nicht Kanzler und Schalke 04 stieg ab in die 2. Liga.

    2021 war aber auch das Jahr der schrägen Ideen: Der Rosenmontagszug fiel aus – und kam trotzdem: mit Tünnes und Schääl im Hänneschen-Theater. Ein knallbunter Reifen erlebte sein Comeback: Hula Hoop wurde zum Trend im Kampf gegen die im Homeoffice erworbenen Pölsterchen. Und ein Detmolder Huhn kam dank gelber Warnweste groß heraus. Henne Sigrid überquerte jeden Morgen eine stark befahrene Straße um in Nachbars Garten ein Ei zu legen.

  • konrad adenauer – seine fünf Leben

    konrad adenauer – seine fünf Leben

    WDR 2017, 45 Minuten

    Autor: Lothar Schröder, Kamera: Florian Brückner, Dierk Fechner, Redaktion: Katrin Niemann, Barbara Schmitz

    Auch ein kränklicher Junge kann noch 91 Jahre alt werden. Ein Student kann die Promotion abbrechen und trotzdem 24 Doktortitel bekommen.Konrad Adenauer hatte im Grunde zwei Leben. Der Film zeigt mehr als den Regierungschef, den Staatsmann. Er zeigt den siebenfachen Familienvater, bei dem die Pflichterfüllung und Gehorsam vor der väterlichen Liebe stand. Er zeigt den gebrochenen Mann, der zweimal im Leben auf tragische Weise seine Frau verlor. Und er beginnt mit dem sozialen Aufsteiger Konrad Adenauer, der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs und sich bis zu seiner Jugend noch das Bett mit seinem Bruder teilen musste.

    Durch die Heirat in eine bedeutende Familie Kölns, hat er Anfang des letzten Jahrhunderts Zugang zu den höheren Kreisen und nutzt diesen für eine rasante Karriere in der Stadtverwaltung.
    Er wird der jüngste aber bestbezahlte Oberbürgermeister des ganzen deutschen Reiches. Durch seine ehrgeizigen Projekte macht er Köln in kurzer Zeit von der Provinzstadt zur bedeutenden Metropole.

    Erst als er wagte den Nazis die Stirn zu bieten, war seine Karriere zu Ende. Obwohl Adenauer sich ruhig verhielt und kein Widerstandskämpfer war, wurde er 1944 verhaftet.

    Nachdem ihm die Amerikaner wieder zum Oberbürgermeister in einem zerstörten Köln gemacht haben, sieht es fünf Monate danach aus, als würde sein Leben nach der Diktatur dort anknüpfen, wo es 1933 aufgehört hat.
    Als jedoch die Briten die Stadt übernehmen, entlassen sie ihn nach nur kurzer Zeit aus dem Amt.

    Adenauer orientiert sich neu und beginnt sein zweites Leben, das ihn zum CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzler machen soll.

    Adenauers Lebensmitte reduziert sich – abgesehen von vielen Auslandsreisen – auf die Achse Köln-Bonn-Rhöndorf. In Köln wohnen seine Kinder, in Bonn geht er zur Arbeit, in Rhöndorf schneidet er seine Rosen. Nicht von ungefähr wird auch der Sarg mit seinem Leichnam diese Strecke fahren – allerdings in einem großen Konvoi auf dem Rhein. Die 5 Millionen Mark teure Beerdigung ist bis heute in ihren Dimensionen nie wieder erreicht worden.